Deutsch-Leistungskurs

Frau Girlinger

Wahrscheinlich wartet ihr jetzt alle darauf einen Text über eine kleine weißhaarige Dame zu lesen, die sich pflichtbewußt und liebenswürdig für ihre Schüler aufopfert, ihren Goethe über alles liebt und deren größte Leidenschaft kostbare alte Bücher und Katzen sind. Eine Frau, die schon seit Jahren (nein, ich habe nicht "seit Jahrhunderten" geschrieben!) mit immer neuer Begeisterung Literatur vermittelt, eine Frau, die unheimlich viel weiß und unheimlich gerne erzählt, liest und ins Theater geht. Eine Frau, die mit Leib und Seele Lehrerin ist. Eine Frau, die sich nichts erspart, und uns auch nicht.

So kennen wir sie alle.

Und doch: "Die Aufgabe der Frau ist es - von jeher schon - den Männern Kultur beizubringen!" Hoppla
"Und Hulda, diese blonde Tunte, die immer will und keinen abkriegt."
"Ja und früher waren die Schüler ja noch viel kreativer: Loch in Boden, Bronze rinn, Glocke fertig, bim bim bim" (Soviel zu Goethes Glocke, aber das war doch Schiller!)
"Jetzt müßt ihr aber was trinken, sonst überlebt man den Abend nicht!" Theaterbegeisterung?
"Bei diesem Stück spart man sich die Faschingsfeier" Das sind sie schon gewesen, die besseren Tage oder eine Lachsalve
"Oh Gott, die Theologen!"
"Das mit dem 'daß' und dem 'das' ist doch ganz einfach, da übersetzt man des ins bayerische und da wo der Bayer 'des' sagt, da schreibt man 'das'." Es lebe die Grammatik! Und die Bayern!
"Meinetwegen könnt ihr die Facharbeit auch mit einer Gänsefeder schreiben!" ... Auch wenn gewisse Formidealisten den Computer vorziehen.