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Die Physiker


Eine Kömödie
in zwei Akten
Neufassung 1997



Personen:
Herr Dr. Arnoldi - Kursleiter
Seppi - Extraordinarius für Astronomie
Philipp - Privatdozent für Innere Medizin
Vedad - Chefpilot
Johannes - Honorarprofessor für Hardware (Entwicklung und Forschung)
Norbert - Extraordinarius für Betriebswirtschaft (Management im Einzelhandel)
Andreas - Außerplanmäßiger Professor für Elektro-technik
Ayhan - Extraordinarius
Vedat - Extraordinarius

Geschrieben 1997
Uraufführung am Rupprecht-Gymnasium München
vom September 1995 bis Juli 1997


Ort: Der Physik-Trakt war die Heimat von acht Physikern, die auf der Suche nach der Weltformel waren. Unerschrocken und mutig gingen sie tagein und tagaus in den Physik-Leistungskurs, um die Wahrheit über die Kräfte, die unsere Welt zusammenhalten, zu erfahren. Doch schon bald merkten wir, dass die bisher gelernten Gesetze der Physik für die Suche nach der Weltformel nicht zu gebrauchen waren.

Grund: "Bewegung ist Lageänderung; Lage wird nur relativ zu etwas angegeben.
Also kann auch Bewegung nur relativ zu etwas sein."
Folgerung: "Alles hängt vom Bezugssystem ab, somit gibt es keine absolute Wirklichkeit mehr."
Albert Einstein

So lernten wir zwei lange Jahre lang neue Formeln und Gesetze, die die bisher gelernten relativierten: Ein Glück für alle, die in der Unterstufe von Physik keine Ahnung hatten, da jetzt die Gesetze von der Unterstufe genaugenommen nur für die einzelne Bezugssysteme galten und von den Neuen umfaßt wurden.

Seppi war immer eifrig bei der Sache, wenn es um die Weltformel ging. Unser Gastprofessor von der "University of Kansas", der zum Rupprecht-Gymnasium für drei Jahre berufen wurde, war dann, mit gezielten Fangfragen die Vorlesungen in die unendlichen Weiten der Weltalls zu entführen, ein Meister seines Fachs.

Philipp, unser Internist vom Kurs, überfiel Herr Dr. Arnoldi jedesmal zu Beginn der Physik-Stunden mit Fragen, Fragen, Fragen, Fragen. Glücklicherweise gab es in den zwei Jahren, auf dem Weg zur Weltformel, bei den Physikern keine Verletzten, so dass unser Privatdozent Philipp nicht ins Geschehen eingreifen musste.

Vedat der erste Chefpilot von …………GmbH (Hier darf leider aufgrund § 1423 1Abs.2 Nr.45 des StGB vom 23.03.1974, kein unerlaubter Wettbewerb in Form von Schleichwerbung betrieben werden.), war ein nicht nur von uns geehrter und willkommener Dozent für Luft-und Raumflug gewesen, sondern auch von anderen Instituten, so dass er zahlreiche Vorlesungen per Handy absagen musste. Aber trotz seines überfüllten Terminplans bemühte er sich zu erscheinen und seine Vorlesungen bei uns einzuhalten.

Für die zahlreichen Video- und Computeranimationen war Honorarprofessor Johannes zuständig. Johannes war einer von der Sorte, die sich von ihren Lehrstühlen gar nicht mehr trennen wollten. Ein Beispiel: Bei Versuchsdurchführungen für unsere Facharbeiten, verließ er mit uns das Schulgebäude erst, als sich die Türen der Schule um 17.30 Uhr schlossen. (Herr Dr. Arnoldi wird sich über die Überstunden gefreut haben.)

Norbert, unser Extraordinarius für Betriebswirtschaft, setzte sich immer wieder bei seinen Vorlesungen für Management im Handel ein. In seinen Managementvorlesungen war immer der Begriff des Aufstiegs einbegriffen: Dekan - Präsident der Uni - usw. Zu Beginn jede Stunde wartet er auf die Worte: " Norbert, kommen Sie doch bitte mal nach vorn.".

Andreas, Professor für die Elektrotechnik an unserem Institut, war stets zu Diensten, wenn sein Gebiet gebraucht wurde. Er war keiner von der Sorte, die ihren Dienst nach Uhr beendeten, sondern von einer Sorte, die keinen Anfang und kein Ende in ihrem Dienst als Lehrstuhlinhaber sahen.

Extraordinarius Ayhan sorgte mit seinen Unterrichtshinweisen immer wieder für Abwechslung. Ein Beispiel: Bei der Behandlung der Quantenmechanik sind alle mit der Durchführung von Rechnungen beschäftigt.
Ayhan: Herr Arnoldi, wann gehen wir eigentlich ins Deutsche Museum?
Herr Arnoldi: Ich verstehe nicht, wie Sie jetzt darauf kommen?

Vedat, ebenfalls als Extraordinarius an unser Institut berufen, führte uns mit seinen Vorlesungen immer näher an die Weltformel heran. Auch bei der Durchführung seiner Facharbeit zeigte er uns, dass er keinen Dienstanfang und keine Dienstende kennt.

Herr Dr. Arnoldi sorgte mit seinen abwechslungsreichen Vorlesungen immer wieder für Abwechslung, wobei der Spaß ebenfalls nicht zu kurz kam. Eines Tages standen wir am Gang, wartend auf Herr Dr. Arnoldi. Heute war eine Vorlesung über die spezielle Relativitätstheorie angesagt. Als er kam, sperrte er nur die Türe auf und hielt uns ein Fax vor die Nase, und meinte: "Wir gehen jetzt zur Ludwig-Maximilian-Universität, packt eure Sachen zusammen." (Das war abwechslungsreich in Schnellversion.)
An der LMU setzten wir uns natürlich in die erste Reihe, um zu hören, was die Kollegen hier zu bieten hatten.

Eine Beispiel der Vorlesungen: "Der Affenschuß"
"Ein Affe sitzt auf einen Baum und ißt gerade eine Kokusnuss. Ein böser Jäger erspäht das Schleckermaul in einer weiten Entfernung und zielt mit seinem Gewehr auf den Affen. Dieser merkt dies, und überlegt sich, was er machen soll:

1. Möglichkeit: Sitzenbleiben und weiteressen.
2. Möglichkeit: So schnell wie möglich runterspringen.

Leider hat der Affe von Physik keine Ahnung und springt runter. An der LMU wurde ein Teddy-Bär-Affe aufgehängt und mit einem Laserpointer anvisiert. Nun wurde gezeigt, dass Affen, die von Physik keine Ahnung haben, beim Kokosnussessen nicht allzu alt werden. Der Affe wurde von der Mauer gelöst, dabei wurde das Gewehr durch eine Lichtschranke ausgelöst: Der arme Affe wurde kurz vor dem Auftreffen auf dem Boden abeknallt.
Warum: Die Kugel sinkt wegen der Entfernung ab, der Affe wegen seines freien Falls leider auch. Hätte der Affe von Physik Ahnung gehabt, hätte er die 1. Möglichkeit gewählt, hätte er seine Kokusnüsse weiteressen können und wäre heute glücklich gewesen. Hätte, hätte, hätte ……. "Eine verpaßte Chance kommt nie wieder" (Konfuzius, 500 v. Chr.) (Alles wurde natürlich mathematisch und physikalisch begründet, wird aber hier wegen Platzgründen weggelassen!)

Wie in einem James Bond-Film fühlten wir uns, als wir in der Zentralstation von der Erdfunkstelle Raisting landeten. Mitarbeiter in weißen Overalls und mit Piepsgeräten liefen uns ständig entgegen, riesengroße Hallen, übersät mit flackernden Monitoren und Hochsicherheitskameras, die uns ein Gefühl vermittelten als stünden wir in "Fort Knox".

Nach zwei langen Jahren der Suche nach der Weltformel erhielten wir sie von Herrn Dr. Arnoldi:
E = mc^2

(Auf eine Herleitung und Begründung dieser Formel wird ebenfalls aus Platzgründen verzichtet.)

Nun ist die Suche für diejenigen, die nicht Physik studieren möchten beendet, und für die anderen geht sie weiter. Man kann zufrieden sagen das wir in den zwei Jahren nicht von schwergewichtigen Boxmeistern bewacht worden sind.

Da die obengenannte Weltformel ohne die Herleitung und mathematisch - physikalische Begründung nicht viel sagt, trennen uns unsere Wege nach zwei Jahren, mit dem Versprechen und Schwur, niemandem die Herleitung dieser Weltformel preiszugeben.
(Die Schule verlassen wir somit nicht als Verrückte, sondern als solche, die die Physik immer noch nicht verstanden haben. Die Zeiten von Friedrich Dürrenmatt ändern sich halt.)

"Das Erstaunliche an der Welt ist, daß man sie verstehen kann."
Albert Einstein

Ayhan Yildirim


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